Meine Reise zu den Delfinen   -   Ägypten April 2009

 

Alle haben es mir prophezeit: Das Jahr 2009 wird das Beste - Ever !

 

Tja, also mein 2009 hat ziemlich heftig begonnen. Fast Schlag Punkt Sylvester kann man sagen wurde es turbulent - mit einer schmerzlichen, privaten Trennung, ganz viel Herzweh und noch mehr Unverständnis für mich, für meine Umwelt, für zwischenmenschliche Beziehungen, für Partnerschaft generell, für Bestellungen beim Universum usw. usw. .

 

 

Aber genau diese Situation hat mich dazu bewogen spontan einen Urlaub zu buchen – in Ägypten – einem Land, das mich noch nie wirklich „angezogen“ hat. Im Gegenteil. Viele liebe Menschen in meiner Umgebung waren und sind ganz beseelt und begeistert und fühlen sich sehr mit Ägypten quer durch Raum und Zeit verbunden – ich nicht. Ich dachte mir immer nur: Okay, die Ägypter haben ganz viel altes Wissen und viel Unerklärliches. Fein! – Gut, Okay, sie haben die Pyramiden und die Pharaonen, all diese Hyroglyphen, und die alten Schriften .... okay, gut.  Aber mehr hat es mich nicht interessiert, dieses Ägypten und seine Informationen.

 

 

Eine Woche Aufenthalt in einem Luxusressort, direkt am Strand - all inklusive – das sollte es sein. Ein sehr untypischer Urlaub für mich, denn meine Urlaube bis dahin bestanden  aus Individualreisen wie z.B. Fly and Drive nach Australien, oder einfach „ins Blaue“ ohne vorher gebuchtes Quartier irgendwo auf den griechischen Inseln. Aber mir wäre nie in den Sinn gekommen ein Luxusressort mit 388 Suiten mit „All-inklusive“-Leistungen zu buchen. Doch – neue Erfahrungen braucht der Mensch – also habe ich gewählt. Keine Besichtung von Pyramiden, keine Fahrt auf dem Nil. Einfach nur in der Sonne sein, aufs Meer hinausschauen, zu mir selbst finden, meine eigene Wahrheit wieder deutlicher spüren. Eine Auszeit von meinem Leben in Österreich sozusagen.

 

 

Eine Woche vor meiner Abreise hatte ich einen Herzlicht-Abend* anberaumt und es kamen viele wunderbare Menschen, um mit mir zu klingen und heil-zu-singen. Unter den Teilnehmern war eine Dame, die mich auf meinen kommenden Urlaub ansprach, und sie erzählte mir, dass liebe Bekannte von ihr in Hurghada eine Agentur besitzen,  die „Das Schwimmen mit freilebenden Delfinen“ anbietet. Und genau in der Sekunde wusste ich, warum ich diese Reise nach Ägypten gewählt hatte – wegen dieser Möglichkeit. *Herzlicht Abend – eine Zusammenkunft von Menschen, die sich gegenseitig besingen aus der reinsten Liebe Ihres Herzens.

 

 

Und so flog ich mit einer lieben, langjährigen Freundin und ihrer 12-jährigen Tochter nach Hurghada. Wir stiegen in „unserem“ Luxusressort ab, und erkundeten das Terrain. Alles war ganz wunderbar gediegen, ehrwürdig, fast protzig, doch die Hotelanlage war gottseisgedankt jedoch sehr weitläufig und man bemerkte nicht, dass das Hotel vollbelegt war. Der Strand war für mich persönlich eine herbe Enttäuschung, mit einem für Schwimmer optisch eingezäunten Bereich. Das Wasser reichte mir leider nur bis zur Hüfte. Fast wie in Italien, dachte ich, wo man manchmal minutenlang ins Meer hinauswatet um schwimmen zu können. Aber was soll´s. Ich war weit weg von zuhause und wollte mir hier ja mein Innerstes deutlicher machen und weniger auf meine Außenwelt reagieren.

 

Ich habe mich mit der Agentur SIMSIM (www.simsim-reisen.de) telefonisch in Verbindung gesetzt und mit Samir, dem Inhaber, der übrigens perfekt deutsch spricht, weil er eine deutsche Mutter und einen ägyptischen Vater hat, den Ausflug zu den freilebenden Delfinen fixiert.

 

 

Und dieser Tag war Mittwoch, der 14. April 2009. Der Bus der Agentur SIMSIM hat uns pünktlichst um 7.00 Uhr früh direkt vor dem Hotel abgeholt und uns durch das Zentrum von Hurghada zum Hafen gebracht, wo das Boot der Agentur vor Anker lag. Und ich durfte feststellen, solange man sich als Tourist zu Fuß oder mit dem Taxi in der Nähe der großen Hotels bewegt, ist alles penibel sauber gehalten, die Strassen, die Gehwege, die Auslagen der Geschäfte. Doch auf der Fahrt zum Hafen durch das Zentrum der Stadt erhielt ich einen anderen Blick in die ägyptischen Lebensart – mein Sicherheits- und Hygieneempfinden war hier sehr in Aufruhr.

 

So, da waren wir nun. Wir liefen den Hafen entlang und kamen zu der Anlegestelle, wo die Ausflugsschiffe nebeneinander aufgefädelt lagen. Ja nebeneinander – nicht hintereinander, Bug an Heck, wie man das erwarten würde. Nein, nebeneinander, Flanke an Flanke, Schiffseite an Schiffseite. Jetzt muss ich noch kurz erwähnen, dass Menschen, die mich schon viele Jahre kennen, wissen, dass ich äußerst selten Kleider trage, ich finde Hosen einfach bequemer, aber an diesem, besonderen Tag, trug ich ein bodenlanges, knallrotes Kleid.   

 

 

Samir, der Inhaber von SIM SIM, erklärte uns nun, dass wir über vier Schiffe klettern müssen um auf das Boot der Agentur zu gelangen. Ja, Sie haben richtig gelesen, über die Reeling klettern, kein Steg, sondern über Reeling von vier Schiffen von unterschiedlicher Bauart und Höhe. Zwar mit Hilfe von ganz vielen hilfreichen, ägyptischen Händen, aber eben klettern. Und so kletterte die zusammengewürfelte Touristen-Truppe drauf los.

 

Ich, mit meinem bodenlangen Kleid, gerafft bis zu einer schicklichen Höhe oberhalb des Knies, in der anderen Hand die Sandalen, zusätzlich noch die Tasche geschultert mit dem Handtuch, sämtlichen Schwimmutensilien, Sonnencreme, Sonnenbrillen, usw.. Es wurde gezogen und geschoben und schließlich landeten alle 25 Gäste erstaunlich unversehrt, wenngleich gestresst, auf dem Safari-Boot der Agentur SIM SIM.   

 

 

 

Samir erklärte uns hier an Deck, wie der Tag ablaufen würde und gab uns viele Informationen, was zu beachten ist, wenn die Delfine gesichtet werden. Alle Mitreisenden, die des Schnorchels nicht so mächtig waren, wurden aufgefordert eine Schwimmweste zu tragen, um mehr Sicherheit zu gewährleisten. Es gab an Board absolut ausreichend Schwimmflossen, Taucherbrillen und Schwimmwesten gratis zum Ausborgen. Die Luft war ziemlich kühl an Deck und die meisten Urlauber waren noch etwas verschlafen, und einige waren auch noch ein bisschen verunsichert von der morgendlichen Kletteraktion, aber allesamt waren wir in großer Vorfreude auf die Delfine.

 

Es war eine bunte Truppe an Touristen, die sich hier zusammen gefunden  hatten. Da waren ein paar Familien mit Kindern im Alter von 7 – 12 Jahren, ein ganz junges Pärchen im Alter von 17, eine Alleinerziehende Mutter mit ihrer 16jährigen Tochter aus der Ukraine, zwei Deutsche Touristinnen und wir drei Österreicherinnen.

 

Samir erzählte uns, dass er eine 98,9 % Erfolgsquote hätte, wenn es um das Aufspüren von freilebenden Delfinen ginge. Er erzählte uns von den freilebenden Delfinen, wie sie leben, bat uns die Tiere im Wasser nicht zu berühren, sondern den Delfinen zu überlassen, wie viel Kontakt sie zu uns Menschen haben wollten. Er zeigte uns, die richtige Handhabung von Schwimmweste, Taucherbrille und Schnorchel und erklärte uns, wie wir uns richtig vom Boot ins Wasser fallen lassen sollten.

 

Die Sonne glitzerte malerisch im Wasser und langsam wurde ihre wahre Kraft auch spürbar, trotz des Fahrtwindes.

 

 

 

Samir lud alle zum Frühstück unter Deck, während der Kapitän an Deck weiterhin Ausschau nach den Delfinen hielt. Und während alle unter Deck saßen und aßen wollte ich es wissen. Ich blieb oben an Deck und begann zu singen, meine geliebten Obertöne – ein Mehrtonklang-Gesang. (Das ist eine spezielle Technik zu singen, die uns von den tibetischen Mönchen überliefert wurde.) Ich sang mit all meiner Liebe und aus meinem Herzen.

 

Und zirka 3 Minuten nachdem ich begonnen hatte zu singen, sahen wir sie – die Delfine. Für mich fühlte es sich an als ob sie mich gehört hätten, und sie sich deshalb gezeigt hätten. Eine große Herde schwamm direkt auf unser Boot zu. 20 – 25 Tiere, eines beeindruckender als das andere. An Board brach nach dem Ruf des Kapitäns große Hektik aus. Jeder wollte sofort ins Wasser, um mit den Delfinen zu schwimmen.

 

Und dann waren wir endlich alle im Wasser, gerüstet mit Taucherbrille, Schnorchel und  Schwimmweste – und – - - ich hatte meine Schwimmflossen an Board vergessen in der Aufregung. Ich dümpelte also im Meer, schwamm mit ganzer Kraft hinter der Gruppe Menschen und Delfinen her – vergeblich. Delfine haben wahrlich eine Schnelligkeit im Wasser, die man so nicht bemerkt, außer man versucht sie einzuholen ;>

 

Die Tauchbegleiter schwammen zügig mit den Delfinen und den konditionierteren Teilnehmern dieser Reise mitten in dem Delfin-Rudel. Und ich war weit ab mitten im Meer, kämpfend gegen meine Schwimmweste, denn diese grandiose Erfindung macht genau das, was in der Beschreibung steht - sie hält einen über Wasser – was Schwimmen nicht vereinfacht.

 

Und so beschloss ich zum Boot zurück zu schwimmen und mir meine Schwimmflossen zu holen. Ich wendete und – sah --- das Boot war mittlerweile weitergefahren, den schwimmenden Menschen und den Delfinen nach.

 

Da war ich nun, mitten im Meer, und bemerkte an mir einen akuten Anflug von Panik. Plötzlich hatte ich Gedanken wie: Wie tief ist das Wasser hier unter mir denn wirklich? Und was lebt hier unter mir alles?

 

Ich atmete jetzt hektischer und in der gleichen Sekunde als ich meine hektische Atmung bemerkte, musste ich herzlich über mich lachen. Und ich dachte: Mädel, du schwimmst seit deinem vierten Lebensjahr im offenen Meer, also hör auf damit. Alles ist in bester Ordnung!

 

Und so schnell wie der Anfall von Panik kam, war er auch schon wieder vorbei. Und dann war sie da, plötzlich – ganz leise, einfach da. Schwamm neben mir. Eine Armlänge von mir entfernt...  Meine Delfindame. Geschmeidig glitt sie durchs Wasser und beäugte mich. Es war ein ganz einfacher, ganz ruhiger Moment, Aug in Aug mit ihr. Ich fühlte so viel Ruhe in mir, sah nur mehr sie. Ich habe keine Ahnung, ob es wirklich eine „Sie“ war, aber für mich fühlte es sich so an. Und es fühlte sich „ewig“ an. .. Und dann mit einem Flossenschlag war sie wieder weg.

 

 

 

Das einzige was ich denken konnte war : WOW – welche Kraft, welche Größe!

 

Denn obwohl diese wunderbaren Tiere über zwei Meter groß sind, hatte ich keine Sekunde das Gefühl von Angst. Ein zwei Meter großes Tier im Wasser neben einem schwimmend ist durchaus sehr beeindruckend. Das hab ich allerdings erst im Nachhinein bemerkt. Während sie neben mir schwamm, war ich nur fasziniert, von ihrer Anmut, ihrer Schönheit, dem Frieden, den sie ausgestrahlt hat. Und als ich dann später über diese Begegnung nachgedacht habe, habe ich bemerkt, dass ich währenddessen nur „Jetzt und hier“ gefühlt habe – ich hatte keinen anderen Gedanken, war vollkommen mit ihr, bei ihr.

 

Einer der Tauchbegleiter hatte mittlerweile bemerkt, dass ich weit abseits der Truppe im offenen Meer schwamm und kam jetzt um mich zu holen. Er brachte mich zurück zum Boot, wo ich an Board krabbelte, um mir meine Schwimmflossen zu holen. Samir meinte, ich soll noch warten, sie würden den Delfinen ein Stück nachfahren, dorthin wo die anderen Teilnehmer des Ausflugs noch immer inmitten der Delfine schwammen. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir auch bewusst, dass „meine“ Delfindame extra zu mir her geschwommen war, die ich fernab aller anderen im Wasser dümpelte.

 

Ich ging nach vorne an den Bug des Bootes um nach den Delfinen Ausschau zu halten und die anderen beim Schwimmen mit den Tieren zu beobachten. In Gedanken sang ich gerade „Near, Far, Wherever you are“, den Titelsong von TITANIC, als sich zwei Delfine aus der Menschen/Tier/Gruppe vor mir im Wasser lösten und zum Boot her schwammen. 

 

Und sie schwammen direkt zu mir, unter mich, unter den Bug des Bootes. Sie spielten mit dem Wasser, surften auf der Bugwelle des Bootes hin und her, und unter dem Bug durch. Es waren junge Delfine, wie ich an ihrer Körpergröße erkannte. Ich fühlte ihre Freude am Spiel mit den Wellen richtig körperlich. Sie genossen es. Sie tauchten unter dem Bug des Bootes immer wieder durch. Und dann legten sie sich plötzlich seitlich auf Wasser und blickten zu mir hoch. Und so schwammen sie – Aug in Aug mit mir, die ich oben am Bug stand, und so viel Liebe plötzlich in meinem Herzen hatte, wie schon lange nicht mehr. Ich fühlte so viel Freude und Begeisterung und – auch wenn das jetzt kitschig klingt – unsagbar viel Dankbarkeit.

 

 

 

Und während sie so unter mir schwammen, ich kann gar nicht sagen wie lange das gedauert hat, ich habe mein Zeitgefühl hier total verloren, sang ich für sie, in Gedanken, lächelte, sprach mit ihnen. Und ich hab sie um etwas gebeten. Was auch immer für mich wichtig ist zu verstehen und zu fühlen, sie mögen es mir übermitteln. Ich weiß nicht, warum ich das gedacht habe, aber es war ganz genau so. 

 

Irgendwann habe ich bemerkt, dass die Ausflugsteilnehmer wieder an Board waren. Ich stand noch immer mit den jungen Delfinen vorne am Bug des Bootes und schaute einfach nur, genoss ihr Spiel im Meer. Einige der Mitreisenden kamen zu mir nach vorne, und eine Dame war geistesgegenwärtig genug, ihre Kamera zu zücken. Danke an dieser Stelle an dich, Manuela. Ihr verdanken wir dieses Bild der beiden jungen Delfine.

 

Vielleicht durch den Lärm irritiert, oder die Gespräche die dann an Board geführt wurden, oder auch weil es einfach genug war, schwammen „meine“ Delfine plötzlich davon, wieder zurück zu ihrem Rudel, dass in einem „150-Meter-Respektabstand“ zum Boot schwamm. Samir sprach mich an und wollte wissen, wie ich es gemacht hätte, dass die beiden solange bei mir geblieben sind. Ich hab ihm gesagt: Ich hab für sie gesungen, und ich hab sie gebeten dazubleiben. Samir lachte und meinte nur: No Way! Also hab ich mich wieder auf die beiden jungen Delfine konzentriert und ganz leise vor mich hin gesagt: Babies kommt doch bitte noch einmal zu mir zurück, ich möchte euch noch einmal aus der Nähe sehen.

 

Und sie lösten sich tatsächlich wieder aus dem Rudel und schwammen direkt zu mir zurück zum Boot, schwammen richtig genau auf mich zu, obwohl 25 Menschen und die Crew des Bootes entlang der Reeling standen und das Rudel Delfine beobachteten. Es war ein weiteres, wunderbares Geschenk, dass die beiden mir machten. Sie kamen, schauten mich noch einmal lange an, und schwammen dann wieder zurück zu ihrem Rudel.

 

Wir verabschiedeten uns und entfernten uns langsam wieder von den Delfinen und fuhren weiter zu einem Korallenriff, um dort noch einen Tauchgang zu machen. Die meisten an Board zogen sich jetzt zurück und entgegen allem was man erwarten würde, nämlich dem regen Austausch von Erfahrungen, war es ziemlich still an Board. Jeder hing seinen eigenen Gedanken und Gefühlen nach. Und meine liebe Freundin hat es grandios auf den Punkt gebracht. Sie hat gesagt: Du, das war irgendwie so mystisch, so endlos zeitlos – einfach wow! 

 

Ich war den Rest des Ausfluges total ruhig, ruhend in mir, unsagbar müde, glücklich, beseelt und friedlich. 

 

 

 

Die Delfine haben mir ein großes Geschenk an diesem Tag gemacht. Sie haben mich wieder in mich zurück geführt, in meine Mitte. Seit diesem Tag geht es mir innerlich befreiter, weiter, ruhiger. Ich habe seit diesem Erlebnis eine sehr klare Art zu kommunizieren, was ich möchte und was nicht. Ich habe aufgehört einem Vorbild oder einem Idealbild nachzujagen, sondern ich lebe einfach MICH, und ich genieße es sehr.

 

 

 

Danke, dass ich Ihnen meine Reise erzählen durfte. Ich wünsche Ihnen Wunder-volle Erfahrungen aus und mit ganzem Herzen. Ihre NONA